Olema - San Francisco - Olema



Unsere Reise strebt der Halbzeit zu und heute steht auch der vermeintliche Höhepunkt auf dem Programm: San Francisco. Wir müssen vom Campingplatz eine knappe Stunde bis mitten in die Stadt hinein fahren, da können wir es früh gemütlich angehen lassen. Diesmal wählen wir auch eine andere Strecke, durch den Samuel P. Taylor State Park über Lagunitas, Fairfax und San Anselmo nach San Rafael und dort auf US101S. Es ist ein gewaltiger Kontrast: zunächst fast unberührte Natur, dann der brodelnde Vorortverkehr. Mit leichten Stockungen geht es in Richtung GGB. Hier ist es zwar auch wieder neblig, aber die Sicht ist doch viel besser als gestern. An der Toll Plaza zahlen wir $3 für die Überfahrt und biegen anschließend gleich von der Autobahn ab.
Wir haben uns vorgenommen, die Stadt mit öffentlichen Verkehersmitteln zu erkundigen. Es gibt denMuni-Pass , der für einen Tag $6 und für 3 Tage $10 kostet und zur Benutzung des dichten und ausgedehnten Busnetzes, der Cable Cars und der wenigen Straßenbahnen berechtigt. Die Bay Area Untergrundbahn (BART) ist nicht mit inbegriffen.
Das Problem besteht darin, dass es den Muni-Pass nur an 2 Stellen gibt: Im Visitor Center an der Market Street im Herzen der Stadt und an der Cable Car Wendestelle am Fisherman's Wharf. Beides naturgemäß Gegenden mit schlechten Parkmöglichkeiten. Wir versuchen es zunächst im Visitor Center des Presidio, einem herrlich ruhigen, parkähnlichen Stadtteil südöstlich der GGB mit vielen historisch interessanten Punkten. Aber die Autofahrt nach Fisherman's Wharf bleibt uns nicht erspart und dabei lernen wir auch gleich die berühmte Lombardstreet kennen. Der Verkehr in diesen durch die viktorianischen Häuser geprägten Stadtteilen nördlich der Market Street und westlich des Financial District ist nicht so wild wie erwartet. Viele Kreuzungen sind mit 4-way-Stopschildern bestückt, d.h. jeder, der an die Kreuzung heranfährt, muß deutlich sichtbar anhalten. Wer zuerst angehalten hat, darf auch als erster weiterfahren. Man gewöhnt sich schnell daran.
Wir finden sogar einen Zweistundenparkplatz, von dem aus wir uns die Muni-Pässe besorgen können und parkieren dann um nach Fort Mason. Dort, gleich an der Uferstraße,

stellen wir das Auto für den Rest des Tages ab und steigen in den ersten Bus, der vorbeikommt. Der fährt überrraschend (im Bus sind keine Orientierungspläne) zur GGB, da wollen wir aber jetzt gerade nicht hin. Dann geht es straff nach Süden, parallel zum Ocean Beach. Wir haben uns jetzt gefangen und stellen anhand des Stadtplans fest, dass gleich der Golden Gate Park kommt, dort steigen wir aus. Es ist hier zur Vormittagszeit recht ruhig, nur ein paar Jogger und Hundebesitzer sind unterwegs. Wir sehen aber nur einen kleinen Ausschnitt dieser städtischen Oase.
Jetzt haben wir aber das Bussystem fest im Griff und können gezielt mit der Linie 5 zum Civic Center fahren. Das ist das administrative und kulturelle Zentrum der Stadt mit Opera House, City Hall usw. Alles prächtige Gebäude im krassen Gegensatz zu den privaten Müllsammlern, die von Mülltonne zu Mülltonne ziehen und auf einem Karren ihre Errungenschaften zur Schau stellen.

Wir laufen weiter Richtung Market Street, stärken uns in einem Burger King und können nun der Fahrt mit der Cable Car vom Turn around Powell/Market St. nicht mehr ausweichen. Es steht schon eine recht lange Schlange da, aber es kommen fortlaufend Bahnen an, werden von Hand gedreht
und fahren gleich wieder los.

Wir sitzen zunächst innen, steigen aber an der Ecke California/Powell St. um und ergattern auf der California Line hinunter zum Financial District einen Außenplatz. Den erhebenden Anblick, wie eine Bahn auf der Kreuzung unter Mithilfe der Fahrgäste angeschoben werden muss, können wir leider nicht auf Film bannen.
Am Embarcadero Center hat die Stadt wieder einen ganz anderen Charakter.

Wir warten am alten Ferry Building auf die Straßenbahn, die uns wieder zum Fisherman's Wharf bringen soll.

Auf dieser Linie werden ab und zu auch uralte Wagen eingesetzt, wir erwischen einen davon. Der ist zwar nicht der Schnellste, dafür können in aller Ruhe Blicke auf The Waterfront, Telegraph Hill und Alcatraz werfen. An Pier 39 von Fisherman's Wharf ist es mit der Ruhe vorbei, es ist eine einzige große Touristenfalle.
Da fahren wir doch lieber wieder mit der Cable Car, zunächst nach Chinatown. Es ist so, wie wir es uns vorgestellt haben. Chinesen vor und in ihren Budiken, auf der Straße Touristen wie wir. Am Union Square ist weniger los. Das liegt einerseits sicher an den Preisen in den Edelshops, andererseits an den Bauzäunen, die den ganzen Platz verstecken. Im Visitor Center gibt es Internetzugang, wir schreiben eine e-mail, die aber niemals ankommt.
Vorletzte Station unserer Stadtrundfahrt ist Haight Ashbury, das wir mit der Linie 7 erreichen. Wir versuchen etwas vom Geist der sechziger Jahres zu erhaschen. In Form von einigen Althippies, aktuellen Konzertplakaten der Monkees und Second-Hand Läden mit interessanten Platten gelingt dies in beschränktem Umfang.

Mit den Linien 7 und 22 geht es wieder zurück in Richtung Fort Mason. In Pacific Heights steigen wir aber noch einmal aus und genießen einen neuen Blick auf die Bay. Hier ist die Straße so steil, das der Bürgersteig als Treppe ausgebildet ist.

Man sieht, das Wetter hat sich noch nicht entscheidend verändert. Bilder von San Francisco im Sonnenschein findet man hier. Weitere Impressionen vermittelt dieser Reisebericht.
Nachdem wir unser Auto wiedergefunden haben, folgt noch der "Höhepunkt" des Tages: Der Spaziergang über die GGB hin und zurück (insgesamt ca. 5,5 km). Es ist schon ein Erlebnis, während des brausenden Feierabendverkehrs über die Brücke zu gehen und gleichzeitig Segelregatten, Drachensurfer, Ozeanfrachter und Oldtimer-Segelschiffe auf der Bay zu beobachten.

Auf dem Rückweg zum Zeltplatz variieren wir die Route etwas, was nach der Karte kein Problem sein sollte. Nach dem Exit vom Highway US101 sind wir auf einer breiten Straße scheinbar in der richtigen Richtung. Da es keinerlei Hinweisschilder für unser Ziel gibt, haben wir auch keine Veranlassung, irgendwo abzubiegen. Die Straße wird zusehends schmaler, führt einen Berg hinauf und endet schließlich in einer Garageneinfahrt. Wir müssen zurück. Da wir auch beim Zurückfahren nicht die richtige Straße entdecken können, fahren wir schließlich die Strecke des Vormittags wieder zurück.
Nach Holzsammeln, Abendbrot und Lagerfeuer ist es dann schon wieder Zeit, auf die Matratze zu sinken.

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